Buchwink #09

ALLTAG – PHILOSOPHISCHE UND ANDERE NOTIZEN IN EINEM MERKWÜRDIGEN JAHR, VON MARTIN KUNZ 2021 |

ANGELESEN |

In seiner einen Lebensrolle als Philosoph hat Martin Kunz ein Tagebuch zum Geschehen durch das Jahr 2020 geschrieben. Er schreibt aus der Sicht eines direkt betroffenen Kunstschaffendens. Lustige und humorvolle Anregungen wechseln in rascher Folge mit ernsten und tiefer schürfenden Gedanken. Kritisch stellt sich Kunz dem gesundheitlichen Geschehen und behördlichen Verordnen. Für mich war das Tagebuch von Anfang bis Schluss ein Lesevergnügen. Erfrischend, dass nie eine Larmoyanz aufkommt und keine Klagen zu lesen sind.

Unterhaltend: «Der Pessimist sagt: Schlimmer kann es nicht werden. Der Optimist: Doch.» – Massnahmenkritisch: «Der Schaden, der angerichtet wird durch die Maßnahmen gegen den Schaden.» – Hintergründig, zu Schuberts Streichquartett: «Der Tod und das unsagbare Mädchen.» – Aphoristisch: «Ein Blinzeln und ein großes Nu» – Gesellschaftskritisch: «Als Künstler haben wir den Auftrag, die Wirklichkeit aufzubrechen und symbolisch umzuformen.»

Ich finde das Buch äusserst lesenswert, weil es mich auffordert und darin bestärkt, dem selbständigen und gewissenhaften Denken zu vertrauen, weiterhin zu vertrauen. Danke, Martin Kunz, für dieses herrliche Tagebuch.

TEXTKLOPFER   

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