Cornel Köppel
Erstellt am: September 29, 2013 Kategorie: Carte blanche Von zoe Keine Kommentare
Carte Blanche 2019/2 von Cornel Köppel
© 2018 by Cornel Köppel
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ausgeheckt
die tiere haben die büsche verlassen
gesonnt in duckmäusers schatten
für was und wofür und wo führt das
noch hin der schatten geht mit
wächst aus der bedrohung
auf und davon die fenster atmen
ziehen beifallslos die vorhänge
vor wildem geheck
vor vergessenem getier
#
der zaun
verbrettert und verdrahtet
ins grobmaschige
teils von wildreben überwachsen
zäunt er sich auf schützend mit stacheln
versetzt er mich in eine andere zeit
in eine andere umgebung
die nicht weiss was sie umgibt
hinterm zaun ebenda der zugleich gast
von dem so mancher streit
gebrochen und nichts versprochen
noch immer der gleiche ist
#
haltlos
weiss und lichtdurchflutet
wenn das sehen sehen verändert
auch voreingenommen
lebt es sich gut hier drinnen
im gegensatz zu draussen
wo räume ohne wände
und nichts am nagel hängt
das der schwerkraft zum opfer
fällt diese haltung
die nun eine andere ist
dem raum letzte halterung
übergreifend lichtbefleckt
#
[…]
zwischen steinportalen stehlen
tropfenden kavernen in den fels
gehauen die jahre ins moos
gewachsen der hohe himmel
schweigsam und sternbefangen
flatterechos vom in die hände klatschen
herbeigerufene arenen reliefs
die noch niemand berührt hat
ihre struktur vorläufiger tage
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unentwegt
unwegsam dieses unterwegssein
das mir über den weg läuft
ins wegweisende in offene arme
es hat seinen weg gemacht
aber wen interessierts
nur nicht davon abkommen
immer schön in der spur bleiben
das reifenprofil auf wessen fersen
auch immer das unterwegssein
vielleicht ein leerlauf ein irrlauf
über den schienenstrang
mit schwitters gähnenden strassen
in der tasche
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fadenscheinig
niemand hört
die stecknadel fallen
hochgesteckt den saum
mit warmer hand
zwei finger breit
kreuzstichig
zu faden geschlagen
saumselig werden
#
warnband
an den rändern flattern bänder
keine spur von fremdeinwirkung
einem indiz oder motiv
flattert das pvc-band
über mikroskopische wachsamkeit
gesplitteter DNA diese haar
brüchigkeit ein probates mittel
aber zu welchem zweck
der scheitelpunkt im ansatz
über den ersten abgleich
der datenmenge geschert
in erwartung erster ergebnisse
#
verschirmbildet
mein hypersnap schnappt
wieder mal über
den rand hinaus die vorstellung
was ihr gerade in die quere
schnipselt ja schert sie aus
behält alles für sich und fügt
nichts ein aber schneidet
sich die welt wie es ihr
im zwischenspeicher gefällt
zurecht oder zu unrecht
etwas anderes zu behaupten
geht gar nicht aber fragt doch
den cutter im falschen film
der sich aus dem bild gemacht
#
dingsda
licht bricht in schall und rauch aus
gelächter vertsummt kehrt wieder
wohin habt ihr das feuer gebracht
den wahnsinn zur weissglut getrieben
auf schulterblättern der erleichterung
in sentimentalen sommern
wenn ziegeldächer wärme abgeben
nachts ausrufe in gegröle übergehen
im nachhall der unterführung
#
dafür
was ist denn das für ein wider
und dagegenhalten
es ist nicht zum
ob dafür oder dagegen
man kann davon halten
was man will
von diesem fahren
das uns ständig widerfährt
haben wir nichts
ausser wind in den haaren
und es schwebt sich gut
auf der wolke dreistigkeit
enthoben allen verfahren
#
verhandelt
mit welcher leichtigkeit sie das macht
die handbewegung durch die ein ruck geht
eine menge unverrückbarer dinge die
sich auf den rücken drehen
wie wir im schlaf
den wir nach langem suchen
endlich gefunden haben
und das von langer hand ein geben
und nehmen wenn sie nimmt
was sie kriegt ohne die andere zu bekriegen
eine kleine sensation diese fingerfertigkeit
nicht gleich die ganze zu nehmen
sollte noch etwas übrigbleiben
von der leichtigkeit einer geste
vom handschlag mit dosiertem druck
wenn sich die eine in die andere legt
#
einzelzimmer
das ganze kupfer in dem einst
gutes wasser zum heizen floss
zum wärmen der körper
die auf einmal verschwunden
wie vieles andere auch
das nicht mehr seinesgleichen
unseresgleichen ein anderes
geworden das sich in nichts mehr
gleicht ist doch letztlich alles
ein grosses angleichen
ein abgleichen bis das ebenmass
erreicht ist im zimmer mit fliessend
warm und kalt wasser nachts
wenn der heizkörper blubbert
#
faltbar
der nachtfalter im flug bis hin
und zurück vielleicht nicht mal das
weltfalten sind auch unsere falten
im schein der stehlampe oker bespannt
gefaltet zu einem ornamentarium
im zuge eines lebens mitgefaltet
von den überwerfungen umwerfend
diese landschaft schwindliger höhen
und schluchten die so tun als ob
tun wir gut daran unser dasein
zurechtzufalten und zwar nachhaltig
trotz verwerfung und unterwerfung
#
fussgängerzone
denke dir ein wort
und schliesse die augen
erkenne es wieder
als ein neonleuchten
verbogener lettern
im o-ton der leuchtschlange
das staunen über
zerfaserte lichtfäden
über schimmerndes gewebe
dann die vielen regenschirme
strassauf strassab
ein einzig
kollektives gehüpfe
#
feinabstimmung
wir wissen von vorne herein
was es zu sagen gibt
was man zu sagen hat
schamlos werden die hüllen
der sprache fallen enthüllungen
über körpermasse biometrisch vermasst
bis in die letzte faser unberührt
von wimpernschlägen gieriger blicke
auf geheiss das mass aller dinge
die rettung verheissen als hätten
wir noch einmal glück gehabt
die regler ein wenig nachgestellt
im nachhinein uns darauf
nochmals abgestimmt
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adhäsion
erst ein strich dann ein hauch
landstriche lösen sich auf
zuckende blitze über dem lindenberg
pfeilschnell geäderte entladung
ins entfernte gerückt
was einem dabei so alles durch
und nicht in den kopf geht
nicht einleuchten will
am morgen wassertropfen
kopfüber unechtes perlit
am balkongeländer
#
neunter monat
ein traktor rattert übers feld
er pflügt ein furchenmeer
unweit davon plustert sich
der kuckuckswald auf
er blättert
den herbst ins jahr
#
rührselig
tage wie aus
der zeit geschält
wer denn sonst
wenn kein wort
sich rührt
den mund berührt
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