Kalender 2013
Erstellt am: Juli 10, 2012 Kategorie: Kalendergedicht Von zoe Keine Kommentare
AUTOR:INNEN
Rose-Marie Uhlmann |
Reinhard Genner |
Edith Saner-Furrer |
Mareile Wolff |
Jochem Kessler |
Matthias Müller Kuhn |
Marian Ulrich |
Cæcilia Bühlmann |
Gisela K. Wolf |
Barbara Gaugler-Straumann |
August Guido Holstein |
Jacqueline Wolff |
Älteste Kirche Norwegens am Sund
Seit fast tausend Jahren
bewacht das Kirchlein – sichtbar für die
vorbeifahrenden Schiffe – die See, den Sund.
Viele Winter haben mit ihrem Dämmerlicht
die alten Mauern zum Glühen gebracht
und die Steine des Kirchhofs wie lebendige Gestalten umgeben.
Seit Jahrhunderten nehmen sie das
Klatschen der Wellen auf, unerschütterlich
in guter wie in böser Zeit.
Der Horizont ist unendlich am Fuss des Sunds.
Die winterliche Morgen-Dämmerung taut ganz leise auf
so wie der Schnee auf dem Weg zum Kirchlein.
Es ist ein Ort, am Ende der Welt
wo der Menschen Herzen
zusammen kommen, ohne es zu merken.
Jacqueline Wolff
aus dem Lyrikkalender 2013/12
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2
Silvester
Bevor der Himmel anfing zu leuchten
am Horizont der Schneeberge
kam die Nacht
über die schwarzen arktischen Wellen.
Wohl glitzerte der Halbmond
und der Schnee leuchtete
das Polarlicht wehte zwischen den Sternen
im Schiff war das Leben, das Licht
auch in den Häusern des Hafens.
Was wollte ich sagen?
Das Gesicht des Seehunds gleicht den Menschen-Kindern.
Die Gedichte auf Norwegisch
im Radio in deiner Kabine
schwingen in deinen Ohren
wie das mystische Nachtlicht draussen.
Ich höre das Geklapper des Silvester Buffets
das gerichtet wird.
Sehnsucht.
Einsamkeit.
Jacqueline Wolff
aus dem Lyrikkalender 2013/12
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dämmerung
auf
zehenspitzen
entfernt
sich
die
zeit
bleibt
kleben
in
den
spinnfäden
der
dämmerung
Caecilia Bühlmann-Imboden
aus dem Lyrikkalender 2013/11
von Pro Lyrica
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auf der suche nach
was
würde
ich
gewinnen
wenn
ich
aufhören
würde
zeit
zu
verlierenglück
vielleicht
Caecilia Bühlmann-Imboden
aus dem Lyrikkalender 2013/11
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LÄRCHEN
Zufrieden seid ihr
in eurem satten Grün
nicht ahnend
welche Künstlerhand
euch
in die vollkommene
goldschimmernde Farbenpracht
verwandeln wird
Mareile Wolff
aus dem Lyrikkalender 2013/10
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2
SCHMETTERLINGSNETZ
Mein Schmetterlingsnetz stets zur
Seite
Glücksaugenblicke einzufangen
sie behutsam aus dem Netz lassen
ohne die verletzlichen Flügel zu
brechen
Mareile Wolff
aus dem Lyrikkalender 2013/10
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APEL BAUM ZEIT
Die Zeit
kreist
um den Apfelbaum.Die Zeit
reift
am Apfelbaum.Nimm
dir die Zeit
plücke die Äpfel.Und du
issest die Zeit
vom Apfelbaum.
August Guido Holstein
aus dem Lyrikkalender 2013/9
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2
‹LA VITA›
Auf dem stadtgekrönten Hügel
‹DELLA MADRE DI DIO›Hinter fackelnden Kerzen
‹MADONNA CON IL BAMBINO›Dunkel flammende Zypressen
in den Mauern des ‹CIMITERO›Werden und Vergehen
zwischen den Gassen ‹DELLA VITA›Fussgetretene Steinplatten
glänzen im Schimmer ‹DELLA LUCE›Stehn hinterm Ladentisch
‹DURANTE TUTTA LA VITA›
August Guido Holstein
aus dem Lyrikkalender 2013/9
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1
SONNENSTRASSE
die Abendsonne zeichnet
eine goldglänzende Strasse
über den See
darauf übers Wasser laufen
zum Sonnenuntergang
und mit ihr ziehen
rund um die Welt
Marian Ulrich
aus dem Lyrikkalender 2013/8
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2
ABENDSEE
in rosa Abendrot getaucht
am Rande violett und silbern
dazu noch eine Prise hellblau
gleich einem pastellfarbenen
Sommerblumenstrauss
der See nach Sonnenuntergang
Marian Ulrich
aus dem Lyrikkalender 2013/8
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1
VORBEI IST VORBEI
Sie meinte, gar nichts mehr zu müssen
spürte den warmen Sand unter den Füssen
schaute endlos auf das Meer hinaus
suchte sich im eigenen Haus.
Sie meinte,
gar nichts mehr zu müssen
sehnte sich nach warmen Küssen
schaute endlos in das weite Blau
suchte sich im eigenen Bau.
Und meinte,
gar nichts mehr zu müssen
wurde selbst zum Sand an ihren Füssen
weggespült von kleinen Wellen
zu unbekannten Lebensschwellen.
Edith Saner-Furrer
aus dem Lyrikkalender 2013/7
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2
KOPFSTAND
Höhen als Tiefen erleben
auf Erden im Himmel zu schweben
Berge versetzen zu lassen
den Hochzeitstag mal zu verpassen
Zum Frühstück eine Pizza essen
die Tageszeitung zu vergessen
Die Nacht bei Tageslicht erleben
am Tag in Dunkelheit entschweben
Sich auf eigenen Händen tragen
Träume in die Nacht vertagen
Edith Saner-Furrer
aus dem Lyrikkalender 2013/7
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Flüster
geräusche
des
grünenden
Tages
jubelnder
Perlon-Gesang
das Lied
der Amsel
Barbara Gaugler-Straumann
aus dem Lyrikkalender 2013/6
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2
Es ist gut
in die Nacht
hineinzuhorchen
über den
Feldern
liegt
Ewigkeit
und aus
den Wassern
steigen stumm
empor die
MOND-
LICHT-
NEBEL
Barbara Gaugler-Straumann
aus dem Lyrikkalender 2013/6
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1
Von diesem Lächeln zu erzählen schweigt sie
feiner Nebel liegt über den Seelenbergen
dazwischen ist geheimnisvoll das Meer
Ausläufer einer Unendlichkeit aber hier in
die Erdenschwere gekleidet trägt sie mit Würde
den Mantel wie ein wogendes Ährenfeld
in das die menschliche Trauer gesät
worden ist helle Träume steigen
aus den offenen Händen in ihr Gesicht
schaukeln um den Mund und legen sich
in ihren Lidern nieder um einmal als stilles
Lächeln sich an unsere Zeit zu verschenken
Mona Lisa
Leonardo Da Vinci
Matthias Müller Kuhn
aus dem Lyrikkalender 2013/5
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2
Diesen Himmelssturm aushalten
Wirbel von Lüften Sternengesang
Ströme fliessen leise durchs All
die nahen Hügel drehen sich mit
schwarz windet sich die Zypresse empor
dunkle Erinnerung an einen längst vergangenen Tag
die Häuser klammern sich aneinander
um nicht fort geschleudert zu werden
im Dorf flüstert die Kirche ihren leisen Segen
in den Fenstern halten sich bange Lichter fest
dass nur nicht die Welt entzückt vom Tanz
der Sterne sich an die Nacht verliert
Sternennacht
Vincent van Gogh
Matthias Müller Kuhn
aus dem Lyrikkalender 2013/5
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1
LOHNENDE REISEN
Die Stadt liegt bei CARTHAGO. Niederschläge
genügen. Scheint die Sonne, gibts Erträge.
Was HOCHSCHULFORSCHUNG äussert, mehr entspricht
der Wahrheit, als was meint Plebejerschicht.
BURGUND: Romanik-Kunst am Dom ruft wach
das Letztgericht. Lies Steinmetz-Almanach!
B L A U T U N I S
L A U T U N I
A U T U N
Reinhard Genner
aus dem Lyrikkalender 2013/4
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2
VON DER SIE, DEN SIEGEN, DEN SIEGELN
Motiv zur Abbildung sich eignet
des Ortswahrzeichens beispielsweise.
In Lack gefällt das Konterfei.
S I E G E L B A R
In edlen Wettstreit sich begaben
Korfu, Napoleons Wohnsitz, Malta,
wieviel geschichtlich sie bedeuten.
S I E G E L B A
Bewohner von Ostasien anders
sind koloriert, was Haut betrifft;
mit Weissem wurde Frau getraut.
S I E G E L B
Sie schützen das Eigentum vor Fälschung;
gebrauchen im Alten Orient,
zur Ritterzeit durch Fürsten, Städte.
S I E G E L
Ein Heer erringt sie über Gegner,
ein Angegriffener bodigt Erzfeind,
sein eigenes Ich ein Held bezwingt.
S I E G E
Reinhard Genner
aus dem Lyrikkalender 2013/4
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1
WINTERNÄCHTE
Wenn Winternächte in den
Frühling fallen
die Morgen heller
die Abgase dichter werden
stechende Märzsonne und
weissblaue Himmel über
bleichen Sommertagen liegen
dann trösten zögernde Vogelrufe
die noch blattlos zitternden Birken
Gisela K. Wolf
aus dem Lyrikkalender 2013/3
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2
AUFERSTEHUNG
Winterschmelze im Licht der
Auferstehung
Forsythien werfen Gelb in den Regen
Spechte nageln Hoffnung in die Bäume
Stare erschwatzen sie
Möwen zerzausen im Flug über
dem Rhein den
Rauch der Fabrikkamine
Gisela K. Wolf
aus dem Lyrikkalender 2013/3
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1
D a m o k l e s
D a m o k l e s
H e r r d e s S c h w e r t e s
K i t z e l s t d e n
R e s t m e i n e r
H a a r e
S e c h s
Q u ä l e n d e M o n a t e
M e m e n t o c a n c e r i s
Jochem Kessler
aus dem Lyrikkalender 2013/2
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2
GEGENWART
GEGENWART
nur ein Augenblick
eingequetscht
zwischen
Vergangenheit und ZukunftGEGENWART
Rasende Wanderschaft
in der Unendlichkeit der Zeit
auf der Flucht
vor der Vergangenheit
die Zukunft nie einholendGEGENWART
Existent
und doch vergänglich
zerfliessende
Fiktion
Jochem Kessler
aus dem Lyrikkalender 2013/2
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1
BEEINFLUSST
Wir
fliessen
in die Zeit
aufwärts
abwärts
im grossen
Fluss
fliesst
die Zeit
in uns
Rose-Marie Uhlmann
aus dem Lyrikkalender 2013/1
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2
BEEINFLUSST
Was
einmal
ist
wir
ordnen es
immer wieder
neu
so dass es
owohl
es
dasselbe
ist
anders
scheint
Rose-Marie Uhlmann
aus dem Lyrikkalender 2013/1
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#
QUELLE
Ich hielt die Quelle für versiegt
harrte davor
in Geduld ergeben
unerwartetes Sprudeln
Mareile Wolff
aus dem Lyrikkalender 2013/Titelblatt
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Alle vorhergehenden Gedichte sind dem Pro Lyrica Lyrikkalender 2013 entnommen.
© 2013 by den Autoren
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