Madrigal

Dem Süden verdankt die Lyrik viel. Wo die Zitronen blühen, blüht auch der gesungene Vers. Diese Gedichtform aus der Renaissance und dem Barock, anfangs noch auf Stanzen und regelmäßige Reimmuster konzentriert, hat sich im Laufe der Zeit aus jeder Rigidität zu befreien vermocht. Das Madrigal ist purer Gesang, die Verse sind von unterschiedlicher Länge, die Reime spannen weite, fast nicht mehr hörbare Bögen, ja sogar Waisen geschehen im Überschwang des Gesangs. Das Madrigal eignet sich auch hervorragend fürs Theater, wie Goethe mehrfach (z.B. im Faust) bewiesen hat. Die Freiheit dieser Gedichtform bietet sich besonders dem erzählenden Lyriker an, wie schon La Fontaine erwog, als er sich für die ‹vers libres› entschied: ‹Der Autor wollte erproben, welche Form für das Reimen von Geschichten am Geeignetsten sei. Er hat, da die unregelmäßigen Verse eine große Ähnlichkeit zur Prosa aufwiesen, diese Form für die natürlichste und daher für die beste gehalten.›  OF

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