Auch Romanciers sind Dichter. Das vergisst man zu oft, da mit der Geschmeidigkeit ihrer Sprache auch des Lesers Bewusstsein von ihrer Beherrschtheit und Beherrschung abnimmt, wie das auch Stephen King mehrfach gegenüber seinen Kritikern als Rechtfertigung behauptet hat (siehe seine „Memoir of a Craft“). In der Prosa sind die Satzzeichen ein wesentliches Element der Strukturierung, ähnlich des Zeilenfalls in der Lyrik. (Siehe z.B. die Umfrage der Zeitschrift „Intelligent Life“ zum Thema: „Welches ist das beste Satzzeichen?“… Antwort: der Strichpunkt…)

Wie eine Periode, wie man den Schachtelsatz auch nennen kann, aufzubauen ist, und wie wichtig dabei der (Prosa-) Rhythmus ist, zeigt sich erst, wenn man sie die Zeilen hinunter fallen lässt, wie das unten stehend mit einer Periode von Marcel Proust geschieht (Eigenübersetzung OF). (Proust schwärmt hier von den Butterblumen, die ihm auf seinen Spaziergängen im großelterlichen Combray am Flüsschen namens Vivonne begegneten.)

Sie waren sehr zahlreich an diesem Ort,
den sie sich ausgesucht hatten für ihre Spiele auf der Wiese,
einzeln,
in Gruppen,
in Herden,
gelb wie der Eidotter,
umso schillernder, so schien mir,
als das Vergnügen, das mir ihr Anblick bewirkte,
von keinem andern Genussreiz abgelenkt wurde,
und ich versammelte es in ihren goldenen Flächen,
bis es genügend stark wurde, um nutzlose Schönheit zu schaffen;

und dies seit meiner frühesten Kindheit, wenn ich vom Treidelpfad die Arme nach ihnen ausstreckte,
ohne ihre Prinzen-Namen aus französischen Märchen vollständig buchstabieren zu können,
vielleicht vor vielen Jahrhunderten aus Asien eingewandert, aber für immer im Dorf heimisch geworden,
die Sonne und das Ufer liebend,
der schlichten Ansicht des Bahnhofs treu,
bewahrten sie doch noch
wie einige unserer alten bemalten Tapeten in ihrer volkstümlichen Schlichtheit,
einen poetischen Glanz des Orients.  OF

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