Am 2. April fand in St. Gallen im Raum für Literatur die Buchvernissage von «AAFRIKAA» statt. Der von Pro Lyrica herausgegebene Band enthält lyrische Kurzprosa von Claudine Egli, der 1971 in St. Gallen geborenen und 2022 verstorbenen Autorin mit Down-Syndrom. Franz Hohler schreibt in seinem Nachwort in Briefform: «Mir scheint, du hast die Sprache erkundet wie ein fremdes Land.» Der von Rolf Zöllig von PRO LYRICA minuziös gestaltete Band mit über einem Dutzend Malereien und Zeichnungen von Claudine Egli – von einer Besucherin mit dem Statement «Das Buch von Claudine ist umwerfend schön geworden!» qualifiziert – sowie das Programm mit der Sprecherin Isabel Schaerer und der dreiköpfigen Formation der Roma-Musikgruppe «Ssassa» unter Leitung von Christian Fotsch zogen über 80 Besucherinnen und Besucher an.

Die Feier mit Inklusionsanspruch, gesponsert von Mobiliar, Generalagentur St. Gallen, fand unter unerwarteten Vorzeichen statt: Nach den ersten zehn Minuten übertönte eine ultimative Evakuations-Ansage das wohlklingende Timbre von Isabel Schaerers Lesung. Das Programm wurde jäh unterbrochen, der Besucherstrom bewegte sich über die Treppe vom dritten Stock nach unten – auch Menschen mit Beeinträchtigung zogen klaglos mit. Nach einer halben Stunde Rätseln im Freien und Beobachtung der vorgefahrenen Feuerwehr konnte die Feier fortgesetzt werden – und dies geschah mit noch mehr Passion und Aufmerksamkeit als zum Auftakt. Zum Abschluss der Buchpräsentation sangen die Gäste den von Christian Fotsch vertonten Text «AAFRIKAA» mit. Es folgten der Apéro, offeriert von der Bäckerei Lichtensteiger, und ein reger Austausch unter den Gästen. Aufgeschnappte Bonmots aus dem zuerst evakuierten und dann wieder gut besetzten Raum für Literatur: «Da hat selbst der Feueralarm gut reingepasst!» Oder: «Der Abend war unerwartet turbulent, aber sehr berührend!» Oder: «Claudine selbst hätte über diesen Ablauf gelacht …»

Viviane Egli, PRO LYRICA