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EIN LEICHENTUCH FÜR DAS KÖNIGSKIND
Sie begehren Wetterwarmes
Die süsse Frucht die der Himmel hütet
eingeschlossen in Girlanden
Es ist der Apfel im Aug
den sie wollen und nicht bekommen
Der Wegwein ist sauer geworden
Man häutet nun den Purpurkragen
und trägt den schreienden Knaben
auf den Schädelberg der ihm gebührt
Die brennende Wiege steht bereit
Überall verkohlte Eierschale
Links und rechts stehen sie Spalier
und spucken auf den König ein
Seine Arme umschlingen das Kreuz
während sich der Schierlingsbecher leert
andernorts beginnt man zu graben
heilige Erde wird entweiht
Heute sehe ich durch Asche Knochen
Und Ich weiss es gab eine Zeit
als Könige fliegen konnten
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TÜRKISCHER KAFFEE
Es kommt vom Festland
Rauch und Mastix
Ikarus zurücklassend
und Federn auch
Am Ufer wird Kaffee gemahlen
den später die Inselgeborenen
ihren Herren anbieten
In der marktschreienden Menge
der Sonntage finde ich
zwischen Myrrhe und Gewürzen
das Lorbeerblatt des Tages
der mir bestimmt
Nur noch zwei Blätter
hält der Zweig
Ich stelle meine Tasse hin
und küsse den Kupfer
als der Duft verfliegt
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DER TOD UND ICH
Ich und er engumschlungen
Hutkrempe tief im Gesicht, spiegelglatt
Die Sense streift über Pflastersteine
Er ist einer, der keine zehn Schritte macht
Im Schwarz der Abendlampe
Augenklappe, doch feine Hände
Von Stadt zu Stadt empfängt man ihn
Ich, Ich brachte ihm Blumen mit
rote Nelken, in meinem Schweiss getränkt,
geb’ ich ihm zur Verwahrung hin
Ich küss sein Auge und entstreichle
ihm Himmelstöne aus seinen Lippen
In deinen Händen sollen meine Blumen wachsen
bis sie wieder Erde spüren
Wir sterben während ihr erwacht
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