PRO LYRICA FORUM VOR ORT STEFFISBURG
Erstellt am: Oktober 19, 2023 Kategorie: Lesen Von zoe Keine Kommentare
Kreativtechniken oder von neuen und alten Pfaden
Ich muss gestehen, dass ich beim Schreiben bisher keine expliziten Techniken angewendet habe. Vielleicht weil sie den Eindruck eines engen Korsetts vermitteln – zu Unrecht, wie ich an diesem Tag in Steffisburg gelernt habe. Sie sind Werkzeuge, die man benutzen kann oder auch nicht.
Für mein Schreiben ist die wichtigste Voraussetzung die Musse. Eine Zeit, die frei ist von Verpflichtungen und Aufgaben, wo ich mich ganz auf das Schreiben konzentrieren kann. Der Kuss der Muse ist eine Folge der Musse.
Deshalb war ich umso mehr interessiert, was uns James Mayr Schüpbach erzählen würde. Gibt es tatsächlich Techniken, die unsere Kreativität fördern? Und wie sehen diese aus?
In seinem sehr unterhaltsamen Vortrag hat er uns insbesondere die Technik des Clusterns vorgestellt. Eine Technik, die ausgehend von einzelnen Begriffen (Nukleoiden), assoziativ andere Begriffe, Satzteile oder ganze Sätze hinzufügt (dem Brainstorming nicht ganz unähnlich). Danach wird rasch mit dem vorhandenen Material einen Text geschrieben.
Ich war erstaunt, welche Assoziationen zu den einzelnen Begriffen mir in den Sinn gekommen sind. Und wie in kurzer Zeit das Assoziationsfeld gewachsen ist – mit Begriffen, die teilweise weit weg (ja undenkbar) waren.
Die aus den Begriffen entstandenen Texte waren allerdings zu roh, zu unbearbeitet, als dass sie als meine Texte hätten gelten können. Die grosse Arbeit beginnt danach: Die Texte in eine Form bringen, die dem eigenen Schreiben, der eigenen Stimme entspricht.
Die Technik des Clusterns hilft sicherlich neue Pfade einzuschlagen, die schwierigere Arbeit der Pflege dieser Pfade kann sie aber nicht ersetzen – und will sie auch nicht.
Giuseppe Corbino
alle Fotos © 2023 Rolf Zöllig CC BY-NC-ND 4.0
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.